Besuch aus Israel

Prof. Dr. Asher Ben Arieh mit Ehefrau Hamutal aus Israel und Vereinsvorsitzender Herbert Begemann im Campus Westend

Am Mittwoch, den 20. März, konnte Vereinsvorsitzender Herbert Begemann die Enkelin der in Hochstadt geborenen Hedwig Stern treffen. Hamutal Ben Arieh war im Rahmen eines fachlichen Austausches ihres Ehemannes Asher zu Gast in der Goethe-Universität Frankfurt. Gastgeberin auf dem Campus Westend war die Präsidentin des deutschen Kinderschutzbundes, Prof. Dr. Sabine Andresen.

Die aus Israel angereiste Hamutal war bereits 2008 in Hochstadt gewesen, damals ihrem mittlerweile verstorbenen Vater Ruben („Rudi“) Stern und zwei Schwestern. Ortschronist Peter Heckert und Vereinsvorsitzender Herbert Begemann hatten die vier Gäste seinerzeit zu einem Gespräch in die Albert-Einstein-Schule begleitet.

Großmutter Hedwig Stern durchlief nach ihrer Flucht in die Niederlande die Lager Westerbork, Auschwitz und Ravensbrück. Sie starb kurz vor der Befreiung am 1. Mai 1945 im Außenlager Malchow.

Gegen Rechts, aber was tun?

Mitte Februar traf sich ein Kreis von Aktiven, um Ideen zu sammeln, wie man die unerwartet erfolgreichen Demonstrationen gegen den rechten Populismus in wirksame Aktionsformen vor Ort umsetzen kann.

Angeregt durch eine Idee von Maintals Bürgermeisterin Monika Böttcher, hat der Verein Brüder-Schönfeld-Forum e.V. einen „Download Laden“ entwickelt, der zur Kontaktaufnahme am Rande von Veranstaltungen und auf öffentlichen Plätzen eingesetzt werden kann.

Im Prinzip ist das ein mobiler Bauchladen, der QR-Codes zu einer Vielfalt von Themen bereit hält. Interessierte Bürgerinnen und Bürger könne dadurch adhoc pdf-Dateien auf ihre Smartphones laden.

Die Themen reichen von Argumentationsstrategien bis zum Text des Grundgesetzes. Es geht auch um Medienkompetenz, Demografischen Wandel, Soziale Benachteiligung und weitere aktuelle Fragen.

Info und Verfügbarkeit: 06181 495889

Konversion einer Sprengstofffabrik zur Stadt

Am 17. Juni 2023 besuchte unser Verein das Dokumentations- und Informationszentrum in Stadtallendorf. Die bei Marburg gelegene Stadt war im Zweiten Weltkrieg eine riesige Sprengstofffabrik, die in einem Wald angelegt worden war.
Seit Ende des Krieges befindet sich das gesamte Areal in der Wandlung zu einem normalen Wohnort. Größter Gewerbebetrieb und Arbeitgeber ist heute Ferrero, eine italienische Firma, die hier für ganz Deutschland ihre Schokoladenprodukte herstellt.

Am Rande der Stadt befinden sich noch Reste des ehemaligen Lagers der Zwangsarbeiter, die in den Sprenstoffwerke eingesetzt waren.

Schulprojekt erhält Sonderpreis

Das vom Brüder-Schönfeld-Forum e.V. begleitete Projekt der Herstellung von Audio- und Video-Dateien im bilingualen Geschichtsunterricht der Albert-Einstein-Schule ist beim Neujahrsempfang der Stadt Maintal mit einem Sonderpreis bedacht worden. In den Jahren 2021 und 2022 haben etwa 40 Schülerinnen und Schüler die Biografien von NS-Opfern in Bild und Ton skizziert, teilweise in englischer Sprache.

Mit diesem innovativen Format soll das Interesse der „Generation Zero“ an der deutschen Geschichte im Nationalsozialismus befördert werden.

Als Sonderpreis hat der für die Jugendarbeit zuständige Erste Stadtrat Karl-Heinz Kaiser einen Gutschein zum Kauf von Mikrofonen überreicht.

Die Schülerinnen Charlotte, Aalija und Jule der Albert-Einstein-Schule
mit dem Ersten Stadtrat Karl-Heinz Kaiser (rechts) und dem Vereinsvorsitzenden Herbert Begemann (links)

„In Auschwitz gab es keine Vögel“

Im Rahmen der Literaturtage am Albert-Einstein-Gymnasium gab es am 20. Oktober 2022 eine Konzertlesung über das Schicksal eines Überlebenden von Auschwitz. Der Frankfurter Bassist Gregor Praml und die für die Autorin Monika Held eingesprungene Schauspielerin Anna Staab präsentierten das Stück auf eine außerordentlich eindrucksvolle Weise.

Die Aufführung kam mit Unterstützung des Brüder-Schönfeld-Forum e.V. und des Vereins GegenVergessen – Für Demokratie e.V. zustande. Als Zuhörer waren in der Mehrheit Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums anwesend.

Besuch der Wegscheide Bad Orb

Am 14. Oktober holte eine Gruppe Interessierter den verschobenen Besuch der Wegscheide in Bad Orb nach. Das heutige „größte europäische Schullandheim“ einer Frankfurter Stiftung ist aus einem Lager des Militärs entstanden, angegliedert an einen nahen Truppenübungsplatz. Bereits 1915 zogen hier Tausende von Soldaten in die Baracken ein. Nach einer Zwischennutzung als Kindererholungsheim wurde das weitläufige Gelände ab 1939 erneut militärisch verwendet, nämlich als Stammlager für Kriegsgefangene, die im Frankfurter Raum zur Zwangsarbeit herangezogen wurden. Als „Stalag IX B“ ergänzte es das Lager Ziegenhain in Nordhessen (Stalag IX A).

„Das Schweigen der Sterne“

Das Jugendtheater Wachenbuchen hat Anfang Oktober die Verfolgung und Ausgrenzung von Minderheiten in mehreren Aufführungen als Thema eines neuen Stückes auf die Bühne gebracht. Die beeindruckende Premiere fand im Ev. Gemeindehaus statt, die letzte Aufführung in der Albert-Einstein-Schule Bischofsheim. Das von Christoph Goy entwickelte Stück nimmt die Ereignisse des November 1938 zum Ausgangspunkt und entwickelt daraus Verbindungen zur Gegenwart. Der Verein Brüder-Schönfeld-Forum e.V. hat das Projekt mit einer namhaften Spende der Witwe des in Wachenbuchen geborenen Juden Lothar Strauß gesponsert.

Gedenkstättentreffen in Stadtallendorf

Erstmals seit zwei Jahren fand das Treffen der hessischen Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen wieder in Präsenz statt. Die von der Landeszentrale für Politische Bildung organisierte Zusammenkunft war am 28. September in Stadtallendorf zu Gast. Die heutige Stadt ist nach dem 2. Weltkrieg aus einer großflächigen Sprengstofffabrik entstanden. Die dortige Gedenkstätte wird in den kommenden zwei Jahren mittels Projektförderung des Bundesbauministerium zu einem Erinnerungsort ausgebaut, der sich auf das gesamte Stadtgebiet bezieht. Damit soll die Konversion von der ausgedehnten militärischen Einrichtung zur zivilen Kommune deutlich werden.

Redebeitrag zur Mahnwache „Krieg in der Ukraine“

Guten Abend,

ich bin Herbert Begemann vom Verein Bruder-Schönfeld-Forum.

Einige von Ihnen waren vielleicht auch am letzten Freitag hier. Ich sollte schon letzte Woche hier sprechen. Doch die praktischen Umstände ließen das nicht zu.
In der Zwischenzeit haben wir im Fernsehen und Internet die schrecklichen Bilder aus den Städten am Rande von Kiew gesehen. Ich habe überlegt, ob ich den vorbereiteten Text ändern sollte. Ich habe mich dagegen entschieden, weil ich für das Geschehen in diesen Orten zwar die passenden Gefühle habe, mir aber wie vielen anderen auch, die passenden Worte fehlen.


Unser Verein Brüder-Schönfeld-Forum, hat in seiner Satzung als Zweck festgeschrieben, an die Opfer von Verfolgung zu erinnern, besonders in der Zeit des Nationalsozialismus. Auch wollen wir uns ganz allgemein für den friedlichen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Kulturen einsetzen.

Wie man sich denken kann, lesen wir viel in Berichten und Dokumenten, hören uns Schilderungen von Zeitzeugen an, studieren Hunderte von Akten, die sich auf vergangene Zeiten beziehen. Zeiten der Diktatur, der Verfolgung, der Zerstörung und des ungebremsten Mordens. Doch in diesen Tagen kann man dabei den Eindruck gewinnen, als spiegele das die aktuelle Gegenwart:


Da geht es um Flucht und Vertreibung, um die Trennung von Familie und Freunden, um die Rettung der Kinder. Es geht um das Ankommen in einer fremden Welt und die Sorge, wie es um die Zurückgelassenen steht.

In jedem Zeitalter hinterlassen Kriege ähnliche Spuren der Verwüstung und des Leids. Sie hinterlassen unzählige Tote. Sie sind auf Friedhöfen, Denkmälern und Erinnerungstafeln öffentlich dokumentiert.

In der deutschen Sprache benutzen wir die Redewendung, ein Krieg sei „ausgebrochen“. Wir sagen „vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges“ oder „nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs“, ganz so, als käme der Krieg über die Menschheit wie ein Wetterumschwung, etwas mit dem man immer mal rechnen musss, ohne zu wissen wann.

Doch Kriege brechen nicht einfach aus, sie werden von Menschen gewollt, angefangen, provoziert, befördert oder billigend in Kauf genommen. Sie sind auch nicht das Werk eines einzelnen Menschen. Reden wir uns nicht ein, dass es zum Krieg nicht käme oder der Krieg schnell beendet sein würde, wenn es die Assads und Putins nicht gäbe. Denn hinter den Assads und Putins gibt es immer eine Armada von Interessierten, die vom Krieg profitieren, mit ihm eigene Ziele verfolgen oder darin eine gute Gelegenheit für was auch immer sehen.

Was große Kriege angeht, stehen wir hier auf kontaminiertem Boden: Vor sehr langer Zeit, im Herbst 1813, marschierten hier die napoleonischen Soldaten durch Dörnigheim Richtung Frankfurt. Sie hatten das Gefühl, in der Schlacht von Hanau gesiegt zu haben. Doch angesichts der zurückgelassenen annähernd 15.000 Toten kann man nur zu dem Schluss kommen: Krieg und Sieg haben nur im Wortklang etwas gemeinsam. Der Krieg ist für niemanden ein Sieg. Er ist immer und für alle von Anfang an eine Niederlage. Eine Niederlage für die Wahrheit, eine Niederlage für die Menschlichkeit und eine Niederlage für Leib und Leben.

„Wehret den Anfängen!“, möchte man rufen. Aber wo ist der Anfang eines Krieges? Wo ist der Anfang des Krieges gegen die Ukraine? Wann und wie hätte man ihn verhindern können? Das sind wichtige Fragen, über die wir miteinander sprechen müssen. Nicht darüber, ob wir morgen noch Sonnenblumenöl einkaufen können, ob Anna Netrebko weiterhin auf unseren Opernbühnen auftreten sollte oder wann der versprochene Rabatt auf gestiegene Preise kommt. Die Sache ist zu wichtig, als dass wir auf Nebenkriegsschauplätze ausweichen dürfen.


Kümmern wir uns weiterhin um die Geflüchteten aus der Ukraine. Bleiben wir zugänglich für die Menschen aus Russland. Sorgen wir uns weiterhin um die Geflüchteten aus Syrien, Afghanistan und anderen Kriegsgebieten. Vergessen wir nicht diejenigen, die in den Lagern der Grenzregionen festsitzen, ohne dass wir Ihnen eine Perspektive eröffnet haben. Schaffen wir Räume für den Ausgleich zwischen staatlich verfeindeten Völkern. Tun wir das unsrige, jede und jeder nach den eigenen Möglichkeiten.       Vielen Dank!

Beitrag zur wöchentlichen Maintaler Mahnwache (Maintal-Dörnigheim, Käthe-Jonas-Platz) Freitag, den 8. April 2022

Medaille in Silber für Ursula Pohl

Die Stadtverordnetenversammlung Maintal hat unserer verstorbenen 2. Vorsitzenden Ursula Pohl posthum die Medaille der Stadt Maintal in Silber verliehen. Sie würdigt damit das langjährige und vielfältige ehrenamtliche Engagement der Hochstädterin. Alles war vorbereitet und so gedacht, die Medaille am 28. März persönlich zu übergeben. Das Schicksal wollte es, dass die nun Geehrte wenige Tage vorher verstarb.

Die Medaille in Silber ist eine der höchsten Auszeichnungen der Stadt Maintal und wird entsprechend selten verliehen. Im Frauenhain am Dörnigheimer Mainufer ist Ursula Pohl bereits seit längerem ein Baum gewidmet.

Ursula Pohl war in diesem Jahr auch für die Ehrung wegen ihrer zehnjährigen Tätigkeit im Vorstand des Brüder-Schönfeld-Forum e.V. nominiert worden. Die Stadt Maintal hat das nun mit den anderen Engagements zusammenfassend gewürdigt.

Anzeige der Stadt Maintal vom 2. April 2022 / © Hanauer Anzeiger / Maintal Tagesanzeiger