Demokratie entscheidet sich in der Mitte


Prof. Dr. Andreas Voßkuhle, Vorsitzender des Vereins Gegen Vergessen-Für Demokratie,
bei seiner Rede auf der Mitgliederversammlung 2025 in Berlin

Am 22. November 2025 fand in Berlin die jährliche Mitgliederversammlung des Partnervereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.“ statt. Tagungsort war die Landesvertretung Baden.Württemberg in der Tiergartenstraße.

Der Verein Brüder-Schönfeld-Forum e.V. war mit drei stimmberechtgten Mitgliedern vertreten, darunter Andreas Dickerboom, der als Sprecher aller Regionalen Arbeitsgruppen dem geschäftsführenden Vorstand angehört.

In seiner Rede warb der Vereinsvorsitzende Prof. Dr. Andreas Voßkuhle, langjähriger Präsident des Bundesverfassungsgerichts, für eine aktive Auseinandersetzung mit der „stillen Mitte“, die bei Wahlen zum rechten Rand tendiere, ohne ein ideologisches, völkisches Weltbild zu teilen. Es gelte, diese durch gemeinsames Tun vor Ort für die Demokratie dauerhaft zu motivieren.

Der Verein Gegen Vergessen – Für Deokratie e.V. hat im laufenden Jahr in Maintal zwei Projekte finanziert: Ein Coaching von Schülerinnen und Schülern an der Werner von Siemens-Schule und ein Argumentationstraining im Rahmen des hiesigen Bündnisses für Demokratie.

Über eine deutsch-belgische Familie


„Sanssouci – Auf den Spuren einer deutsch-belgischen Familie im bewegten 20. Jahhundert“, so lautet der Titel eines Buches von Jürgen Vits, das am 6. November 2025 in der Reihe „Literatur im Gespräch“ am Albert-Einstein-Gymnasiums Maintal vorgestellt wurde.

Beim einem Umfang von 725 Seiten verzichtete der Autor auf das Zitieren umfangreicher Textpassagen. Stattdessen berichtete Jürgen Vits von seinen Recherchen über die bisher weitgehend verschwiegenen oder unbekannten Seiten seiner Familie mit ihren Verwickelungen in die dunklen Seiten der deutschen Geschichte.

Zwei deutsche Familiengeschichten


Als Kooperation mit der Stiftung Eliashof Hochstadt und der Ev. Kirchengemeinde Hochstadt gab es im Gemeindhaus am Wallgraben am 4. November Berichte zu zwei Familien in der Zeit des Nationalsozialismus:

Judith Rosenthal, die in den USA geboren ist, aber schon mehrere Jahrzehnte in Deutschland lebt, zeichnete das Panorama einer jüdischen Familie, die aus Bayern in die USA geflohen war.

Ganz anders die Familie von Frank Palun, dessen Vater als Offizier eines Polizeibatallions zu denen gehörte, die an den Verbrechen des Sicherheitsapparates unmittelbar beteiligt waren.

Das anschließende Gespräch wurde von Gottfried Kößler moderiert, vormals Pädagoge im Fritz-Bauer-Institut Frankfurt.

Besuch der Reinhardtstr.1 in Wachenbuchen


Yohanan Hauben vor dem Haus der ehemaligen Mazzenbäckerei
seines Großvaters Robert Reinhardt in Wachenbuchen

Am 2. November 2025 kam der in Israel lebende Yohanan Hauben mit seiner Ehefrau Irit nach Wachenbuchen, um zu sehen, wo seine Mutter Hanna Hauben geb. Reinhardt aufgewachsen ist. Beim Rundgang durch den Ort war wichtigstes Ziel das Haus seiner Großeltern, die Mazzenbäckerei Robert Reinhardt in der Reinhardtstraße 1 (Kleine Hainstraße). Weitere Besuchsziele an jenem Sonntag waren das Haus der anderen Großmutter Franziska geb. Strauss in Groß Karben sowie der Jüdische Friedhof in Hanau, wo Franziska begraben ist.


Herbert Begemann, Vorsitzender des Brüder-Schönfeld-Forum e.V.
mit Irit und Yohanan Hauben vor der ehemaligen Sybagoge Wachenbuchen

Für die Eheleute Hauben war es die erste Deutschlandreise. Yohanans Mutter hatte nach der Flucht alles Deutsche aus ihrem Leben verbannt, so dass der Sohn bis jetzt zögerte, ins Land der Täter zu reisen.

Die Bäckersfamilie Reinhardt konnte sich in den 30er Jahren durch Flucht in die USA und nach Palästina rechtzeitig in Sicherheit bringen.

#SocialVoiceForChange – Preisverleihung

Mit der Verleihung der 3 Hauptpreise ging am 13. September 2025 der Wettbewerb #SocialVoiceForChange zuende. Dabei ging es um besonders gelungene Social-Media-Beiträge zur Wertschätzung unserer Demokratie.

Prämiert wurden:
Jessica Pilz, Dörnigheim, 1. Preis (600 €)
Lina König, Dörnigheim, 2. Preis (300 €)
Victoria Brückner, Bischofsheim (100 €)

Das Preisgeld wurde gestiftet vom Lions Club Maintal. Die Durchführung ermöglichte die Bürgerstiftung Maintal.

Der Wettbewerb war eine Initiative des Maintaler Bündnisses für Demokratie. Die Konzeption wurde von 5 jungen Menschen zwischen 15 und 23 Jahren, alle in der schulischen oder beruflichen Ausbildung, erarbeitet und in allen Details umgesetzt. Unterstützt wurde der Wettbewerb durch die Freiwilligenagentur der Stadt Maintal.

Früheres jüdisches Leben in Heppenheim

Ein Besuch der Städte an der hessischen Bergstraße ist immer einen Ausflug wert. Eine Gruppe des Vereins Brüder-Schönfeld-Forum e.V. nutzte einen Juni-Sonntag, um dem früheren jüdischen Leben in der Kreisstadt Heppenheim nachzuspüren.

Dort ist zwar die Synagoge 1938 in Schutt und Asche gelegt worden, so dass nur noch einzelne Mauerreste übrig geblieben sind. Doch konnten Bürger der Stadt einen viel älteren Bau ausfindig machen, der bis etwa 1900 eine Synagoge war, später dann aber als Wohn- und Geschäftshaus verwendet worden war.

Nunmehr will ein Förderverein das Objekt von der Stadt erwerben und es zu einem Begegnungsort ausgestalten. Dabei gilt es, viele erhaltenswerte Spuren der alten Synagoge zu restaurieren.

Info: www.alte-synagoge-heppenheim.de


Führung auf dem Gelände der 1938 zerstörten Synagoge Heppenheum

Goldene Ehrennadel für Herbert Begemann


Bürgermeisterin Monika Böttcher überreichte die Ehrennadeln der Stadt Maintal am 5. Juni 2025 in Anwesenheit
des Stadtverordnetenvorstehers Martin Fischer (ganz links) und des Ersten Stadtrats Karl-Heinz Kaiser (ganz rechts). Foto: Stadt Maintal

Gemeinsam mit Prof. Dr. Raimer Jochims, dem langjährigen Rektor der Städel-Schule Frankfurt, und dem für seine Buchgestaltungen vielfach ausgezeichneten Maler Hans Ticha erhielt Herbert Begemann, Vorsitzender des Brüder-Schönfeld-Forum e.V., die Ehrennadel der Stadt Maintal in Gold.

Herbert Begemann hatte sich bereits in seiner Zeit als Amtsleiter bei der Stadt Maintal um die Erinnerung an die NS-Verfolgten bekümmert und 1997 das Brüder-Schönfeld-Forum als Plattform für die Arbeit mit einem Kreis von Interessierten gegründet. 2009 wurde daraus ein eingetragener Verein.

„Sie tragen dazu bei, dass wir aus der Vergangenheit lernen, um eine bessere Zukunft zu gestalten“, sagte Bürgermeisterin Monika Böttcher in ihrer Laudatio.

Stolperstein für Theodor Ausäderer in Hochstadt

Mit einem „Stolperstein“ an der Adresse Hauptstraße 43, der in Anwesenheit von Familienangehörigen und von Schülerinnen und Schülern des Albert-Einstein-Gymnasiums am 16. Mai 2025 der Öffentlichkeit übergeben wurde, wird zukünftig an Theodor Ausäderer erinnert.

Der geborene Hochstädter war noch im Februar 1945 verhaftet und anschließend nach Theresienstadt verschleppt worden. Er wurde als Jude verfolgt. Tatsächlich war er jedoch mit der Heirat einer Hochstädterin längst zum christlichen Bekenntnis übergetreten.

Theodor Ausäderer verblieb im Lager Theresienstadt bis zum Sommer 1945 und kehrte dann zu seiner Familie nach Hochstadt zurück. Er starb dort 1978.

Die Adresse Hauptstraße 43 markiert ursprünglich die Gebäude der 1938 zerstörten Synagoge und der davor gelegenen Israelitischen Schule. Seit 2022 bemüht sich der Maintaler Verein um eine angemessene Ausschilderung. Trotz mehrerer Ortstermine und gestalterischer Vorschläge hat sich die Stadt Maintal bisher nicht zu einem solchen Schritt entschließen können.


Die Enkel Dieter Ausäderer, Ute Bunk und Gerd Ausäderer (3.-5. von rechts) vor dem Grundstück Maintal-Hochstadt, Hauptstr. 43

Stolpersteinputzen zum Holocaust-Gedenktag

Freilegen der Inschriften vor dem Haus Schwanengasse 4

Mehr als ein Dutzend Freiwillige widmeten sich am Wochenende des 25. und 26. Januar der Reinigung von „Stolpersteinen“ im Stadtgebiet Maintal. Dabei stand nicht die Beseitigung von Schmutz im Vordergrund, sondern die Behandlung der Messingsoberfächen. Diese werden im Laufe der Zeit durch die unvermeidliche Oxydation immer dunkler und machen die Inschriften schlecht lesbar. Durch die in Kooperation mit dem Maintaler Bündnis für Demokratie organisierte Aktion wurden etwa ein Drittel der 85 „Stolpersteine“ wieder in den erwünschten Zustand versetzt.

Für die Zukunft werden Patenschaften angestrebt, damit alle „Stolpersteine“ von Zeit zu Zeit geputzt werden.